Buchempfehlung
Das Leben unter unseren Füßen
Dass Moore wichtige CO2-Speicher sind, wissen wir nicht erst seit gestern. Aber auch unser Ackerland kann künftig eine wesentliche Rolle für die Bewältigung der Klimakrise spielen. Florian Schwinns Buch “Rettet den Boden!” zeigt uns, wie.
„Vergleicht man den Aufbau unseres Planeten mit dem eines Apfels, […] dann ist das Fleisch des Apfels der flüssige Kern der Erde, und die Apfelschale stellt die feste steinerne Erdkruste dar. Abgesehen davon, dass auch dieser Vergleich mal wieder hinkt, weil die Apfelschale im Verhältnis viel zu dick ist – wäre in diesem Bild der Staub auf der Apfelschale jene äußere Erdschicht, die alles Landleben auf dem Erdball möglich macht.“
Kaum ein Lebewesen wird so oft unterschätzt wie die Würmer, Milben, Springschwänze, Geißeltierchen, Pilze und Bakterien in unseren Böden. Dabei sind sie es, die durch die ständige Zersetzung von toter Biomasse und Gesteinskrümeln den Pflanzen jene Nährstoffe bereitstellen, die sie zum Wachsen benötigen – und damit unser aller Leben erst ermöglichen. Ein gesunder Boden ist zudem von den unzähligen Wohnröhren und ‑kammern seiner Bewohner durchzogen, was ihn stets locker und krümelig hält und ihn zu einem hervorragenden Wasserspeicher macht. Ist das fragile Gleichgewicht im Boden jedoch gestört, kann dies gravierende Folgen für unser gesamtes Ökosystem und die Artenvielfalt unseres Planeten haben.
Der Boden, den wir zum Atmen brauchen
Auch bei der Bewältigung der Klimakrise spielen gesunde Böden eine deutlich größere Rolle, als viele von uns vielleicht annehmen: Während alle Pflanzen an Land insgesamt ca. 500 Gigatonnen Kohlenstoff speichern und damit den Treibhauseffekt mildern, kommen unsere Böden auf gut 2.000 Gigatonnen (nur die Ozeane können noch mehr aufnehmen). Ein Großteil dieser Speicherkapazitäten entfällt hierbei auf Moore, Grünland und Waldböden – aber auch unsere Ackerböden können ein großer Kohlenstoffspeicher sein. Vorausgesetzt, sie verfügen über einen hohen Humusgehalt. Was es dafür braucht und wie wir Landwirtschaft in Zukunft besser mit Klima- und Artenschutz verbinden können, erfahren wir in diesem Buch.
Florian Schwinn eröffnet uns eine Welt, die eine viel wichtigere Rolle im globalen Erdgefüge einnimmt, als wir uns im ersten Moment vorstellen können. Obwohl er an manchen Stellen sicherlich noch ausführlicher auf das Zusammenspiel zwischen Böden, Landwirtschaft und Treibhausgase hätte eingehen können, sprechen wir eine klare Leseempfehlung aus. Besonders gut hat uns gefallen, dass auch strukturelle Probleme wie Landbesitz und ‑verteilung, EU-Agrarsubventionen und industrielle Massentierhaltung analysiert und in das Gesamtbild eingeordnet werden. „Rettet den Boden!“ ist sprachlich sehr ansprechend geschrieben, wird keine Sekunde langweilig beim Lesen und weckt die Neugier auf weitere Expeditionen in die Welt zu unseren Füßen.
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