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URLAUB VON MORGEN

Traumstrand ohne Fliegen? Die Zukunft des Reisens 

Eigent­lich ist uns allen klar: Rei­sen mit dem Flug­zeug ist schlecht fürs Kli­ma. Wir  haben des­we­gen eine Alter­na­ti­ve aus­pro­biert: Sie­ben Wochen Inter­rail quer durch Euro­pa. Freie Fahrt, berei­chern­de Begeg­nun­gen und pünkt­li­che Züge, die uns an Sehn­suchtsor­te unter Pal­men gebracht haben.

Rei­se­er­fah­run­gen von Jan­na und Niko von dam­nit e.V. samt CO2-Check der Rei­se und Per­spek­ti­ven für kli­ma­freund­li­che Mobilität.

von Niko­las Baumgartner

Janna und Nikolas sitzen mit ihren Backpacks auf einem sardischen Sandstrand.

URLAUB VON MORGEN

Traumstrand ohne Fliegen? Die Zukunft des Reisens 

Eigent­lich ist uns allen klar: Rei­sen mit dem Flug­zeug ist schlecht fürs Kli­ma. Wir  haben des­we­gen eine Alter­na­ti­ve aus­pro­biert: Sie­ben Wochen Inter­rail quer durch Euro­pa. Freie Fahrt, berei­chern­de Begeg­nun­gen und pünkt­li­che Züge, die uns an Sehn­suchtsor­te unter Pal­men gebracht haben.

Rei­se­er­fah­run­gen von Jan­na und Niko von dam­nit e.V. samt CO2-Check der Rei­se und Per­spek­ti­ven für kli­ma­freund­li­che Mobilität.

von Niko­las Baumgartner

Nachhaltiges Reisen mit Interrail

Sich inten­siv mit Kli­ma­schutz aus­ein­an­der­zu­set­zen, wirkt sich natür­lich auf sämt­li­che pri­va­te Lebens­be­rei­che aus. Auch frü­her waren wir schon mini­ma­lis­tisch zel­ten, sind mit dem Fahr­rad in den Urlaub gefah­ren oder haben per Road­trip Euro­pa erkun­det — die ein oder ande­re Flug­rei­se war aber schon mit dabei. Wir lie­ben es zu ver­rei­sen! Die Schön­heit der Natur genie­ßen, sich in der Frem­de durch­schla­gen, die Geschich­te eines Ortes auf­sau­gen, neue kuli­na­ri­sche Ent­de­ckun­gen machen und inter­es­san­te Men­schen tref­fen. Wir hat­ten Fern­weh nach den gan­zen Lock­downs, aber woll­ten das Flie­gen ver­mei­den – fürs Klima. 

Da kam das Ange­bot zum 50. Geburts­tag des Inter­rail-Tickets wie geru­fen: 50% auf alle Tickets. Sogar mein Vater hat­te das schon gemacht. In mitt­ler­wei­le 33 Län­dern unli­mi­t­ed Zug fah­ren, von Skan­di­na­vi­en bis nach Por­tu­gal, von Groß­bri­tan­ni­en bis in die Tür­kei. Inter­rail bie­tet fle­xi­ble Tari­fe, eine eige­ne App, Zusatz­an­ge­bo­te und einen guten Ser­vice. Preis­lich sind die regu­lä­ren Inter­rail-Päs­se zwar teu­rer als das Schnäpp­chen mit dem Bil­lig­flie­ger, aber man hat höchs­te Fle­xi­bi­li­tät, kann kom­for­ta­bel weit ent­fern­te Zie­le errei­chen und ist auch vor Ort mobil.

Screen­shot unse­rer Rei­se­rou­te in der Inter­rail-App. In den Lücken haben wir Ver­kehrs­mit­tel genutzt, die nicht Teil unse­res Pas­ses waren. 

Unse­re Rei­se begann in Ham­burg und führ­te uns über Ams­ter­dam nach Paris. Von dort aus nah­men wir den Nacht­zug bis ans Mit­tel­meer, nach Bar­ce­lo­na, Gra­na­da und Alge­ci­ras. Wir setz­ten mit der Fäh­re nach Marok­ko über und fuh­ren mit dem Nacht­zug bis nach Mar­ra­kesch. Dort haben wir uns einen Klein­wa­gen gemie­tet und das Atlas­ge­bir­ge und die Aus­läu­fer der Saha­ra erkun­digt. Mit dem Nacht­zug und der Fäh­re ging es zurück nach Euro­pa, über Cadiz wei­ter nach Por­tu­gal. Lei­der gibt es zwi­schen Süd­spa­ni­en und ‑por­tu­gal kei­ne direk­te Ver­bin­dung, wes­halb wir auf Bus­se und Car­sha­ring umstei­gen mussten. 

Anschlie­ßend kehr­ten wir nach Bar­ce­lo­na zurück und nah­men die Fäh­re nach Sar­di­ni­en. Auch hier kann man sich wun­der­bar mit Zügen und Bus­sen fort­be­we­gen. Mit der Fäh­re ging es dann aufs ita­lie­ni­sche Fest­land. Früh­stück in Pisa, abends Pas­ta in Cin­que Terre. Danach Flo­renz, Sie­na, Rom, Satur­nia, Nea­pel, Sorrent und schließ­lich Syra­kus auf Sizi­li­en. Per Nacht­zug (der zwi­schen­zeit­lich auf eine Fäh­re umge­la­den wur­de, um wie­der aufs Fest­land zu kom­men) ging es zurück nach Rom. Nörd­lich von Mai­land unter­quer­ten wir die Alpen, denn mit dem Gott­hard­tun­nel, dem längs­ten Zug­tun­nel der Welt, kann man ohne Stei­gung das Gebir­ge pas­sie­ren. Von Zürich ging es dann wie­der zurück nach Deutsch­land, nach Stutt­gart, Köln und bis zur End­sta­ti­on Aachen.

In eini­gen Län­dern kommt man mühe­los vor­an, in ande­ren muss man sich umständ­lich um Sitz­platz­re­ser­vie­run­gen bemü­hen oder ist einer leb­haf­ten Streik­kul­tur aus­ge­setzt. Eini­ge nahe­lie­gen­de Rou­ten wur­den nie gebaut, man­che Stre­cken sind nur wenig befah­ren oder wur­den irgend­wann abge­schafft; ins­be­son­de­re vie­le Nacht­zü­ge wur­den seit der Eta­blie­rung von Bil­lig­flü­gen ein­ge­stellt. Unse­re sie­ben­wö­chi­ge Rei­se war ein Aben­teu­er durch den Infra­struk­turdschun­gel Euro­pas. Die Inter­railapp macht dabei alles rich­tig, soweit es die Gege­ben­hei­ten vor Ort zulas­sen. In jedem Land weht der Wind auf der Schie­ne oder am Bahn­hof ein wenig anders. Man kommt ins Gespräch und lernt die ver­schie­de­nen Natio­nen unse­res euro­päi­schen Staa­ten­ver­bun­des und ihre lie­bens­wür­di­gen Facet­ten ken­nen. Mal wird man wie selbst­ver­ständ­lich auf die beque­men Leder­ses­sel in der ers­ten Klas­se ver­legt wenn der Zug aus­ge­bucht ist, mal muss man sich ein Extra­ti­cket zie­hen, um mit einem ras­seln­den Uralt­ge­fährt mit­fah­ren zu dürfen. 

Wir sind den ara­bi­schen Wur­zeln Euro­pas näher gekom­men und haben in den hei­ßen Quel­len der Römer geba­det, haben gigan­ti­sche Vul­ka­ne bestaunt und unver­gess­li­che Son­nen­un­ter­gän­ge genos­sen. Wir sind vor Gebirgs­zü­gen mit Fla­min­gos auf­ge­wacht und sind Kame­len in Oasen begeg­net, wir haben neue Früch­te ent­deckt und wal­dig schme­cken­den Likör getrun­ken, sind fas­zi­nie­ren­den Men­schen begeg­net und haben neue Freund­schaf­ten geschlos­sen. Wir hat­ten eine auf­re­gen­de und zugleich erhol­sa­me, wun­der­schö­ne Rei­se, deren Erfah­run­gen uns berei­chern und uns unse­rer euro­päi­schen Hei­mat näher­ge­bracht haben.

CO2-Fußabdruck unserer Reise 

Sie­ben Wochen Zug und Fäh­re, teil­wei­se auch Bus, Taxi oder Car­sha­ring, wo es nicht anders ging – wir waren auf Ach­se. Über Frank­reich und Spa­ni­en ging es bis in den Süden Marok­kos, von dort aus zurück nach Por­tu­gal und über Sar­di­ni­en nach Ita­li­en, von Ligu­ri­en nach Sizi­li­en und wie­der zurück nach Deutsch­land. Inter­rail machts mög­lich, aber ist unse­re Rei­se wirk­lich kli­ma­freund­lich gewe­sen? Schau­en wir es uns mal genau­er an:

Zurückgelegte Strecken
500

Kilo­me­ter per Zug 

0

Kilo­me­ter per Auto 

0

Kilo­me­ter per Bus 

0

Kilo­me­ter per Fähre 

Tatsächlicher Verbrauch
0

Kilowattstunden 

Ver­gleich­bar mit 53 600 Litern Benzin

0

Liter Benzin 

0

Liter Diesel 

< 0

Liter Schweröl 

Da kam eini­ges an Stre­cke zusam­men; insge­samt sind wir 13.828 Kilo­me­ter in Fahr­zeu­gen unter­wegs gewe­sen. Die meis­te Zeit davon in Fern­ver­kehrs­zü­gen, die je nach Stre­cke, Land und Modell einen unter­schied­li­chen Ener­gie­mix ver­wen­den. Deutsch­lands Fern­ver­kehr bei­spiels­wei­se ist bereits wei­test­ge­hend elek­tri­fi­ziert. Man­che Regio­nal­zü­ge, die wir wäh­rend der Rei­se benutzt haben, fah­ren jedoch noch mit Die­sel. Für die Ver­gleich­bar­keit ver­wen­den wir des­halb Ben­zin­äqui­va­len­te, die sich auf den deut­schen Strom­mix bezie­hen (mehr dazu bei “Rei­sen mit dem Zug”). Wir haben errech­net, dass wir 84% unse­rer Zug­fahr­ten im Fern­ver­kehr ver­bracht haben. Bei einer durch­schnitt­li­chen Aus­las­tung von ca. 400 Pas­sa­gie­ren sind das 1,5 Liter Ben­zin­äqui­va­len­te pro Fahr­gast je 100 Kilo­me­tern. Für den Nah­ver­kehr neh­men wir einen übli­chen Ver­brauch von 2,6 l pro 100 Per­so­nen­ki­lo­me­tern (pkm) an, was ins­ge­samt zu einen durch­schnitt­li­chen Ver­brauch von 1,7 Litern Ben­zin­äqui­va­len­ten pro 100 Kilo­me­ter für jede*n von uns bei­den ausmacht.

Cir­ca drei Vier­tel der Stre­cke in Marok­ko sind wir mit einem Leih­au­to gefah­ren, da das  dor­ti­ge Bahn­netz erst all­mäh­lich aus­ge­baut wird. Zu zweit kamen wir jedoch mit einem Ver­brauch von 4,2 Litern Ben­zin pro 100 Kilo­me­ter aus. In Südspani­en waren wir dann zu dritt oder sogar zu fünft als Car­pool unter­wegs. Bei den Stre­cken mit Car­sha­ring oder dem Taxi neh­men wir einen Durch­schnitts­ver­brauch von 7,7 l/100 km an, was ins­ge­samt zu einem Per­so­nen­ver­brauch von 2,3 l/100 km führt. Da wir mit ver­schie­de­nen Bus­sen gefah­ren sind, müs­sen wir auch hier einen Durch­schnitts­ver­brauch von 52 l/100 km anneh­men. Was auf den ers­ten Blick viel aus­sieht muss aller­dings durch die Anzahl der Pas­sa­gie­re geteilt wer­den. In einem Bus wer­den durch­schnitt­lich 16 Leu­te beför­dert, was zu einem Durch­schnitts­ver­brauch von 3,3 Litern Die­sel pro Per­son und 100 Kilo­me­tern führt.

Die Recher­che für den Treib­stoff­ver­brauch von Kreuz­fahrt­fäh­ren, wie wir sie genutzt haben, war kniff­lig und lei­der nicht erfolg­reich. Zum Ver­gleich: Das größ­te Con­tai­ner­schiff der Welt ver­braucht rund 14.380 Liter Brenn­stoff pro Stun­de. Mit einer ange­nom­me­nen Geschwin­dig­keit von 40 km/h auf unse­ren Fähr­stre­cken hät­te das rie­si­ge Con­tai­ner­schiff 500 Ton­nen Schwer­öl gebraucht. Auf einen 14-Ton­nen-Con­tai­ner run­ter­ge­rech­net ver­bleibt jedoch nur ein Ver­brauch von 2,7 l Schweröl/100 km. Unser Schiff hat­te eine Kapa­zi­tät von über 3.000 Pas­sa­gie­ren und über 200 Fahr­zeu­gen, war aber höchs­tens zu einem  Drit­tel belegt – befremd­lich die­se gespens­ti­schen Oze­an­rie­sen. Ohne Fahr­zeug und Suite rech­nen wir für uns und unse­re Back­packs trotz­dem mit dem Wert für einen gan­zen Con­tai­ner, obwohl das ver­mut­lich wahn­sin­nig über­zo­gen ist.

Durchschnittsverbrauch pro Person und 100 Kilometer
0

Liter Benzinäquivalente 

0

Liter Benzin 

0

Liter Diesel 

0

Liter Schweröl 

Personenbezogener Verbrauch auf den zurückgelegten Strecken
0

Liter Benzinäquivalente 

0

Liter Benzin 

0

Liter Diesel 

0

Liter Schweröl 

Nun zur CO2-Bilanz: Bei Ben­zin, sowie den Ben­zin­äqui­va­len­ten, die sich auf den deut­schen Strom­mix bezie­hen (mehr dazu unter “Rei­sen mit dem Zug”) sind es 2,78 kg CO2-Äqui­va­len­te (CO2e) pro ver­brauch­tem Liter.  Bei Die­sel sowie Schwer­öl ist es noch­mal etwas mehr: 3,17 kg/l.

Grafik zeigt die durchschnittlichen Treibhausgas-Emissionen nach motorisiertem Personenverkehr in der EU zwischen 2014 und 2018. Am meisten personenbezogene Emissionen haben Flugzeuge, dann das Auto, Busse, Schiffe und dann der Zug. Alle Verkehrsarten stagnieren.
gCO2e = Gramm Koh­len­di­oxid-Äqui­va­len­te; pkm = Per­so­nen­ki­lo­me­ter; impli­zi­te Pkw-Bele­gungs­ra­te: 1,6
Personenbezogene Emissionen
0

Kilo­gramm CO2e durch Züge 

0

Kilo­gramm CO2e durch Pkw 

0

Kilo­gramm CO2e durch Busse 

0

Kilo­gramm CO2e durch Fähren 

Personenbezogene Gesamtemissionen
0

Kilo­gramm CO2e 

Insge­samt haben wir pro Per­son 761 Kilo­gramm CO2-Äqui­va­len­te für unse­re mög­lichst kli­ma­freund­li­che, aber den­noch 13.828 Kilo­me­ter lan­ge Rei­se aus­ge­sto­ßen. Klingt nach ganz schön viel! Die Men­ge ist ver­gleich­bar mit einer Flug­zeug­rei­se von ca. 3.600 Kilo­me­tern. Also bei­spiels­wei­se von Ham­burg nach Madrid und zurück. Mit dem Flug­zeug könn­te man die­se Stre­cke in weni­gen Stun­den zurück­le­gen;  mög­li­che Aus­flü­ge wären aber nur zu Fuß oder mit dem Fahr­rad mög­lich — jede wei­te­re Mobi­li­täts­form wäre mit zusätz­li­chen Emis­sio­nen ver­bun­den. Die gan­zen 13.828 km mit dem Flug­zeug zurück­zu­le­gen hät­te uns bis nach Perth in Aus­tra­li­en gebracht — aller­dings nur One-Way und mit einem vier­mal höhe­ren CO2-Ausstoß.

Vergleich Flugzeug
0

Kilo­me­ter per Flugzeug 

0

Liter Benzinäquivalente 

Durch­schnitts­ver­brauch pro 100 Personenkilometer

0

Liter Benzinäquivalente 

Per­so­nen­be­zo­ge­ner Ver­brauch für die Gesamtstrecke

0

Kilo­gramm CO2e 

Mög­li­cher­wei­se haben wir an eini­gen Stel­len etwas zu hohe Wer­te ange­nom­men, aber eine Tat­sa­che wird deut­lich: Kei­ne der von uns gewähl­ten Fort­be­we­gungs­mit­tel war wirklich“klimafreundlich”. Es gibt noch viel zu tun, um unse­re Gesell­schaft und Mobi­li­tät auf kli­ma­neu­tral umzu­stel­len. Ist das über­haupt mög­lich? Und wel­che Rei­se­form ist bis dahin verantwortbar?

Reisen mit dem Zug

Die nach­hal­tigs­te Fort­be­we­gungs­form, die wir genutzt haben, war defi­ni­tiv der Schie­nen­ver­kehr. Unschlag­ba­re 0,7 Liter Ben­zin­äqui­va­lente auf 100 Per­so­nen­ki­lo­me­ter ver­braucht der deut­sche Fern­ver­kehr. Aller­dings gilt dies nur unter der Annah­me, dass der Strom­mix für die Fern­ver­kehrs­zü­ge zu 100 % aus erneu­er­ba­ren Ener­gien besteht. Auf dem Papier ist dies tat­säch­lich der Fall,  denn 65 % des DB-Stroms stam­men aus Erneu­er­ba­ren wie Was­ser, Wind und Son­nen­en­er­gie – Ten­denz stei­gend. Rein tech­nisch fließt im Fern­ver­kehr jedoch der glei­che Strom wie im Nah­ver­kehr — das heißt zu 35 % auch aus Strom von fos­si­len Ener­gie­quel­len, wie Koh­le und Gas (Stand 2022).

Der DB-Strom­mix ist durch den Ankauf von Öko­strom kli­ma­freund­li­cher als der Bun­des­strom­mix, der 2022 immer noch zu 43 % aus fos­si­len Ener­gie­trä­gern besteht. Das Umwelt­bun­des­amt schätzt, dass aktu­ell bei der Pro­duk­ti­on von einer Kilo­watt­stun­de Strom 0,498 kg CO2-Äqui­va­len­te ent­ste­hen. Zwar san­ken die Treib­haus­gas­emis­sio­nen in den letz­ten drei Jahr­zehn­ten aus dem deut­schen Strom­mix, seit 2020 wird jedoch wie­der mehr Koh­le und Gas ver­stromt und es kommt zu mehr kli­ma­be­las­ten­den Emissionen.

Der euro­päi­sche Strom­mix speist im Ver­hält­nis bereits einen grö­ße­ren Anteil erneu­er­ba­rer Ener­gien ein und ver­ur­sacht dem­entspre­chend etwas weni­ger CO2-Emis­sio­nen. Eine wei­te­re Sen­kung des Anteils von Koh­le, Öl und Gas in der Strom­erzeu­gung und eine ver­stärk­te Ein­spei­sung von Wind- und Solar­ener­gie wür­den sich posi­tiv auf die CO2-Bilanz euro­päi­scher Zug­rei­sen aus­wir­ken. Da es kei­ne Über­sicht­lich­keit bei den Emis­sio­nen der ver­schie­de­nen euro­päi­schen Zug­be­trei­ber gibt, haben wir für den CO2-Check unse­rer Rei­se den deut­schen Strom­mix ange­nom­men und mit 1,5 Liter Ben­zin­äqui­va­len­te auf 100 Per­so­nen­ki­lo­me­ter im Fern­ver­kehr gerechnet.

Man könn­te davon aus­ge­hen, dass der rasche Aus­bau erneu­er­ba­rer Ener­gien im Inter­es­se der Bahn­un­ter­neh­men lie­ge. Die Rea­li­tät ist jedoch ernüch­ternd, da bei­spiels­wei­se die Deut­sche Bahn den Anschluss von Wind­kraft­an­la­gen blo­ckierte:

Durch den öffent­li­chen Druck lenk­te der Staats­kon­zern jedoch mitt­ler­wei­le ein und ver­zich­tet zukünf­tig auf die zusätz­li­chen Ein­nah­men durch die  Energiewende.

Quiz­fra­ge: Wie vie­le der 48 Zug­fahr­ten, die wir durch Euro­pa und Nord­afri­ka gemacht haben,
hat­ten eine nen­nens­wer­te Verspätung?

Tat­säch­lich nur vier Züge – die Hälf­te davon in Deutsch­land. Wor­an liegt das? In Spa­ni­en sind wir mit 300 Sachen in ein paar Stun­den durch das gan­ze Land gebret­tert und immer auf die Minu­te pünkt­lich ange­kom­men. Wie­so bekom­men wir das in Deutsch­land nicht hin? Im Juni 2022 kamen mehr als zwei von fünf Zügen zu spät. “Man­geln­de Kapa­zi­tät und über­al­ter­te Anla­gen in der Infra­struk­tur”, sag­te Bahn­chef Richard Lutz dem ZDF (2022). Zwar hat Deutsch­land das längs­te Stre­cken­netz Euro­pas, teilt sich die­ses jedoch auf vie­len Rou­ten mit dem Güter­ver­kehr. Seit Jahr­zehn­ten ein bekann­tes Problem. 

Hin­zu kom­men Stö­run­gen durch man­gel­haf­te Beschaf­fung und Instand­hal­tung der Zug­flot­te, Signal­stö­run­gen auf­grund des ver­al­te­ten Zustands des Net­zes, eine wach­sen­de Anzahl an Bau­stel­len sowie Beein­träch­ti­gun­gen durch her­ab­fal­len­de Äste oder Per­so­nen auf den Glei­sen, was die Bahn als “äuße­re Ein­flüs­se” bezeich­net. Stecks­te halt nicht drin. Doch! Denn vie­le Inves­ti­tio­nen in die Ver­kehrs­wen­de wur­den verschla­fen oder bewusst auf­ge­scho­ben, damit der Staat finan­zi­ell ein­sprin­gen muss. Eine Fol­ge der Bahn­pri­va­ti­sie­rung, wie die Anstalt sati­risch veranschaulichte.

In Deutsch­land erle­ben wir die Aus­wir­kun­gen einer jahr­zehn­te­lan­gen sys­te­ma­ti­schen Unter­fi­nan­zie­rung des Schie­nen­ver­kehrs. Das Schie­nen­netz schrumpft sogar, wohin­ge­gen das Stra­ßen­netz ste­tig aus­ge­baut wird. Deutsch­land ist und bleibt ein Auto­land. Das ist das Leit­bild der deut­schen Ver­kehrs­po­li­tik, die lan­ge Zeit in den Hän­den der CSU lag und nun von Vol­ker Wis­sing (FDP) kata­stro­phal wei­ter­ge­führt wird. Dies betrifft nicht nur das immer knap­per wer­den­de Zeit­fens­ter und die feh­len­den Maß­nah­men zur Errei­chung der Kli­ma­zie­le von Paris, son­dern auch die Siche­rung des Wohl­stands durch deut­sche Inge­nieurs­kunst. Denn um die deut­sche Auto­mo­bil­in­dus­trie steht es eben­falls nicht gut.

Reisen mit dem Auto

Ein Vier­tel der Treib­haus­gas­emis­sio­nen in der EU ent­ste­hen im Ver­kehrs­sek­tor (Stand 2017). Davon ent­fal­len ledig­lich 0,4 % auf den Schie­nen­ver­kehr, 13 % auf die Luft­fahrt, 14 % auf die Schiff­fahrt und erschre­cken­de 72 % auf den Stra­ßen­ver­kehr. Die Trans­for­mie­rung des Indi­vi­du­al­ver­kehrs spielt somit eine ent­schei­den­de Rol­le auf dem Weg zu einer kli­ma­neu­tra­len Gesellschaft.

Auch die Inter­na­tio­nal Ener­gy Agen­cy (IEA) sieht, dass wir das Zeit­al­ter des Elek­tro­fahr­zeugs betre­ten. Wir erle­ben einen his­to­ri­schen Wen­de­punkt in der Mensch­heits­ge­schich­te. Denn wir kön­nen jetzt Ener­gie pro­du­zie­ren, spei­chern und nut­zen, ohne etwas zu ver­bren­nen. Das ist revolutionär!

Aller­dings scheint das bei eini­gen Verbrenner-Nostalgiker*innen noch nicht rich­tig ange­kom­men zu sein. Es kur­siert gefähr­li­ches Halb­wis­sen, das das bür­ger­li­che Bauch­ge­fühl nährt. Ein Bei­spiel hier­für sind die Scheindis­kus­sio­nen über E‑Fuels, die von einer ver­zwei­fel­ten FDP ange­trie­ben wer­den. E‑Autos sind jedoch ener­gie­ef­fi­zi­en­ter und umwelt­freund­li­cher als Ver­bren­ner­mo­to­ren — ganz gleich, ob die­se mit fos­si­len oder syn­the­ti­schen Kraft­stof­fen betrie­ben wer­den - wie die­ser Info­ar­ti­kel / Pod­cast von Quarks zeigt. Bereits nach 11.000 bis 30.000 Kilo­me­tern ren­tie­ren sich E‑Autos in Bezug auf ihre CO2-Bilanz, trotz der ener­gie­in­ten­si­ven Bat­te­rie­pro­duk­ti­on. Wenn wir über ein rea­les Pro­blem dis­ku­tie­ren möch­ten, soll­ten wir uns mit  Res­sour­cen­ab­bau und Roh­stoff­po­li­tik befas­sen, die bei fos­si­len Tech­no­lo­gien jedoch auch nie bes­ser waren. 

Auch die deut­sche Auto­mo­bil­in­dus­trie hat sich schon längst für das E‑Auto und gegen den Ver­bren­ner ent­schie­den. VW, Mer­ce­des, Audi und Co. erwar­ten Pla­nungs­si­cher­heit von der Poli­tik, damit die euro­päi­sche Ver­kehrs- und Lade­infra­struk­tur bereit für ihre E‑Autos ist. Ande­re wich­ti­ge Märk­te sind schon wei­ter: In Chi­na, dem größ­ten Auto­markt der Welt, tre­ten nun ver­schärf­te Emis­si­ons­nor­men in Kraft, sodass sich immer mehr chi­ne­si­sche Verbraucher*innen für ein Elek­tro­au­to ent­schei­den. Die belieb­tes­ten Neu­wa­gen dort sind mitt­ler­wei­le von chi­ne­si­schen Auto­bau­ern, die bereits ein viel brei­te­res Ange­bot an E‑Autos anbie­ten. Deut­sche Auto­her­stel­ler hin­ken hin­ter­her und könn­ten in eine exis­tenz­be­dro­hen­de Kri­se fal­len. Offen­bar sind sie so schlecht auf die Mobi­li­täts­wen­de vor­be­rei­tet, dass selbst die 2025 anste­hen­de Ver­schär­fung der euro­päi­schen Abgas­norm zu schnell kommt.

Die Mobi­li­täts­wen­de hat bereits begon­nen. In deut­schen Städ­ten ist die Nut­zung von Pri­vatautos seit über einem Jahr­zehnt rück­läu­fig. Immer mehr Wege wer­den mit dem Fahr­rad, zu Fuß, mit dem ÖPNV oder per Car­sha­ring zurück­ge­legt. Aber auch in länd­lichen Regio­nen und bei Urlaubs­fahr­ten wird sich vie­les zuguns­ten der Effi­zi­enz ver­än­dern. Die Elek­tri­fi­zie­rung des Ver­kehrs ist nur der ers­te Schritt, auf den Digi­ta­li­sie­rung und Auto­ma­ti­sie­rung fol­gen wer­den. Die Ago­ra-Ver­kehrs­wen­de beschreibt die­sen Wan­del, der nicht nur unse­re Tech­no­lo­gien, son­dern auch unse­re Gesell­schaft ver­än­dern wird.

Reisen mit dem Flugzeug

2,5 % der men­schen­ge­mach­ten CO2-Emis­sio­nen wer­den momen­tan in der Luft­fahrt aus­ge­sto­ßen. Hin­zu kom­men noch ande­re Treib­haus­ga­se sowie Ruß­par­ti­kel, die direkt in die Atmo­sphä­re hin­ein­ge­tra­gen wer­den und soge­nann­te Kon­dens­strei­fen-Zir­ren bil­den – men­schen­ver­ur­sach­te Hoch­wol­ken, die das Kli­ma ähn­lich stark beein­flus­sen wie der emit­tier­te Koh­len­stoff­di­oxid von Flug­zeu­gen. Daher ist der Luft­ver­kehr nach dem Helm­holtz-Insti­tut für knapp 5 % der Kli­ma­ver­än­de­run­gen verantwortlich. 

Da die Anzahl der Flug­rei­sen kon­ti­nu­ier­lich zunimmt, wer­den die­se Effek­te trotz einer ver­bes­ser­ten Kraft­stoff­ef­fi­zi­enz und der Redu­zie­rung von Ruße­mis­sio­nen vor­aus­sicht­lich wei­ter anstei­gen. Kei­ne gute Per­spek­ti­ve für kli­ma­freund­li­che Mobi­li­tät durch die Lüf­te. Um schwe­re Flug­zeu­ge mit Pas­sa­gie­ren und Fracht in die Luft zu brin­gen, sind ein­fach enor­me Men­gen an Ener­gie erfor­der­lich, gera­de im Ver­gleich zu ande­ren Ver­kehrs­mit­teln und Transportarten:

Die Grafiken zeigen, dass im Fernferkehr Flugzeug-Reisen einen 12 Mal so hohen Verbrauch haben als Züge, im Nahverkehr Autos einen 2,5 mal so hohen Verbrauch als Schienenfahrzeuge haben und beim Güterverkehr sind die LKW-Transporte sogar fünf mal ineffeizienter als der Schienentransport

Die Mobi­li­tätswen­de kann nur gemein­sam mit der Ener­gie­wen­de gelin­gen. Um schwe­re Flug­zeu­ge samt Pas­sa­gie­ren und Fracht in die Luft zu brin­gen, sind enor­me Men­gen an Ener­gie erfor­der­lich, ins­be­son­de­re im Ver­gleich zu ande­ren Ver­kehrs–  und Trans­port­ar­ten. Und Ener­gie, sei es in Form von Öl, Was­ser­stoff oder Strom, wird immer ein knap­pes Gut blei­ben– eine Res­sour­ce mit vie­len Interessent*innen. Sie gilt es effi­zi­ent ein­zu­set­zen, damit nichts ver­schwen­det wird und sie für alle reicht. Bis­her haben wir uns dabei auf fos­si­le koh­len­stoff­di­oxid­rei­che Ener­gie­trä­ger ver­las­sen, die nach Bedarf ein­ge­setzt wur­den. Die gilt es aber für das 1,5°-Ziel zu vermeiden.

Mit der Umstel­lung auf erneu­er­ba­re Ener­gie­quel­len wird es Zei­ten mit gerin­ge­rer Ener­gie­er­zeu­gung geben, eben­so wie Über­schüs­se an win­di­gen und son­ni­gen Tagen. Die­se gilt es in geeig­ne­ten For­men zu spei­chern, bei­spiels­wei­se in Bat­te­rien oder flüs­si­gem bezie­hungs­wei­se gas­för­mi­gem Treib­stoff. Dabei geht zwar auch immer Ener­gie ver­lo­ren, aber man kann sie in ihrer neu­en Form je nach Bedarf auch por­ta­bel einsetzen. 

Um kli­ma­neu­tra­les Flie­gen zu ermög­li­chen, muss Flie­gen effi­zi­en­ter und neue Antriebs­ar­ten ent­wi­ckelt wer­den. Für Kurz­stre­cken­flü­ge könn­ten Elek­tro­flug­zeu­ge mit Hoch­leis­tungs­bat­te­rien die Lösung sein.  Erst kürz­lich prä­sen­tier­te ein chi­ne­si­scher Her­stel­ler eine “Super­bat­te­rie”, die dies ermög­li­chen soll. Für län­ge­re Ent­fer­nun­gen sind Bat­te­rie­sys­te­me vor­aus­sicht­lich zu schwer, wes­halb auch an Was­ser­stoff- oder E‑Fuel betrie­be­nen Flug­zeu­gen geforscht wird. E‑Fuels wären zwar auf­grund ihrer Leis­tungs­dich­te für wei­te Stre­cken geeig­net, sind aber bis­her nur in gerin­gen Men­gen vor­han­den und benö­ti­gen in ihrer Her­stel­lung viel Ener­gie, die natür­lich auch aus kli­ma­neu­tra­len Quel­len kom­men muss.

2016 gab es welt­weit rund 4 Mil­li­ar­den Flug­zeug­pas­sa­gie­re. Das Deut­sche Zen­trum für Luft- und Raum­fahrt rech­net für die Zukunft mit einer enor­men Stei­ge­rung: In immer grö­ße­ren Flug­hä­fen und mit immer grö­ße­ren Flug­zeu­gen wer­den im Jahr 2040 mög­li­cher­wei­se über 9,4 Mil­li­ar­den Pas­sa­gie­re flie­gen. Ein sol­ches Wachs­tum wür­de mit der der­zei­ti­gen Tech­no­lo­gie zu erheb­li­chen Umwelt­schä­den füh­ren, immense Kos­ten ver­ur­sa­chen und das Risi­ko,  irrever­si­ble Kli­ma­kipp­punk­te zu errei­chen, erhö­hen. Um das zu verhin­dern, müs­sen Mil­lio­nen von Men­schen ihre Mobi­li­tät anpas­sen. Hierzu sind poli­ti­sche Lösun­gen not­wen­dig, um den Flug­ver­kehr auf attrak­ti­ve, bezahl­ba­re und zuver­läs­si­ge Alter­na­ti­ven umzulen­ken. Bis­her sind kaum Fort­schrit­te erkenn­bar, obwohl sich der Euro­pean Green Deal vor­ge­nom­men hat, als kom­plet­ter “Kon­ti­nent” bis 2050 kli­ma­neu­tral zu wer­den, inklu­si­ve Flugverkehr.

Mobilität von heute nach morgen

Die Luft­fahrt wird sich in den nächs­ten Jah­ren und Jahr­zehn­ten ver­än­dern. Flug­zeu­ge von mor­gen könn­ten mög­li­cher­wei­se eine ganz ande­re Flug­zeug­form besit­zen, ohne Rumpf und ohne Fens­ter und Pas­sa­gie­re schau­en durch eine VR-Bril­le nach drau­ßen. Mobi­li­tät als sol­che wird ver­mut­lich anders gelebt wer­den – eine Kom­bi­na­ti­on von auto­no­men Fahr­zeu­gen auf der Stra­ße, zuver­läs­si­gen Hoch­ge­schwin­dig­keits­net­zen auf der Schie­ne und deren Anbin­dung an die  Luft­fahrt. Aber bis kli­ma­neu­tra­les Flie­gen mög­lich ist, dür­fen wir  die Belas­tung für den Pla­ne­ten und die wah­ren Kos­ten für Umwelt und Gesell­schaft nicht igno­rie­ren. “Ver­zicht” kann auch ein Zuge­winn sein und es kann uns mit Stolz erfül­len, dem eige­nen Kli­ma­ver­ant­wor­tungs­be­wusst­sein gerecht zu wer­den

Man­che Umstel­lung benö­tigt aller­dings mehr als nur die Bereit­schaft, mit­zu­ma­chen. Vie­le haben ein­fach nicht genug finan­zi­el­le Mit­tel und ent­schei­den sich des­halb gegen die kli­ma­freund­li­che­re Vari­an­te. Wer sich nur weni­ge Tage Urlaub leis­ten kann, wird sich ver­mut­lich nicht für die nach wie vor meist teu­re­re und län­ger dau­ern­de Zug­rei­se ent­schei­den. Das bedeu­tet, dass die poli­ti­schen Wei­chen für eine kli­ma­neu­tra­le Gesell­schaft falsch gestellt sind. Das sieht man mit­un­ter dar­an, dass es in Deutsch­land und vie­len ande­ren euro­päi­schen Län­dern eine Steu­er­be­frei­ung für Kero­sin und inter­na­tio­na­le Flü­ge gibt. Dadurch wird der Flug­ver­kehr in Deutsch­land mit 10 Mil­li­ar­den Euro jähr­lich sub­ven­tio­niert. Hier regelt nicht der Markt, son­dern poli­ti­sche Ent­schei­dun­gen ver­zer­ren das Ange­bot und scha­den Umwelt und Klima.

Wir alle wer­den unse­re Mobi­li­tät kli­ma­freund­li­cher gestal­ten müs­sen, aber die­se Trans­for­ma­ti­on soll­te durch gesetz­li­che Anrei­ze geför­dert und sozi­al­ver­träg­lich gestal­tet wer­den. Ziel­füh­rend und fair wäre es, wenn die kli­ma­freund­lichs­te Fort­be­we­gungs­form auch die güns­tigs­te Vari­an­te ist und sehr kli­ma­schäd­li­che Mobi­li­täts­for­men wie Kurz­stre­cken­flü­ge abge­schafft wür­den. Des­halb ist es wich­tig, kon­kre­te Kli­ma­schutz­maß­nah­men im Mobi­li­täts­sek­tor ein­zu­for­dern und Druck auf Ent­schei­dungs­trä­ger*innen aus­zu­üben, denn die­se wer­den auch von fos­si­len Lob­by­or­ga­ni­sa­tio­nen beeinflusst. 

Und wich­tig: Es ist ok, Maß­nah­men für mehr Kli­ma­schutz in der Gesell­schaft ein­zu­for­dern, ohne selbst alles per­fekt zu machen. Ange­sichts der Dring­lich­keit zum Han­deln soll­ten wir jedoch neben den not­wen­di­gen gro­ßen poli­ti­schen Ver­än­de­run­gen auch selbst unse­re indi­vi­du­el­len Mög­lich­kei­ten wahr­neh­men. Ein­fach mal machen – Gewohn­hei­ten über­den­ken, das neue Nor­mal im Klei­nen ein­füh­ren oder sogar Vor­rei­ter in der eige­nen Bubble werden? 

Maximales durchschnittliches Pro-Kopf-Budget pro Erdbewohner*in bis 2050
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Kilo­gramm CO2e 

Wenn wir das 1,5°-Ziel ein­hal­ten möch­ten, darf jede*r Erdbewohner*in bis 2050 jähr­lich maxi­mal 1,5 Ton­nen CO2-Äqui­va­len­te aus­sto­ßen (wach­sen­de Welt­be­völ­ke­rung mit ein­ge­rech­net). Die Hälf­te der Mensch­heit, die ärme­ren 4 Mil­li­ar­den, unter­schrei­tet die­sen Wert auch knapp. Der glo­ba­le Durch­schnitt liegt jedoch bei 6 Ton­nen, in Deutsch­land sogar bei 11 Ton­nen CO2-Äqui­va­len­te pro Per­son. Das reichs­te 1 % der Men­schen liegt bei durch­schnitt­lich 101 Ton­nen CO2-Äqui­va­len­ten pro Jahr. Ein gro­ßes Ungleich­ge­wicht, das den gesell­schaft­li­chen Zusam­men­halt gefähr­det. Denn ärme­re Men­schen sind meist nicht nur weni­ger ver­ant­wort­lich für den Kli­ma­wan­del, son­dern kön­nen sich auch schlech­ter vor Umwelt­ka­ta­stro­phen schützen. 

Bei unse­rer fast zwei­mo­na­ti­gen Rei­se haben wir allein durch die Trans­portmit­tel jeweils 761 Kilo­gramm CO2-Äqui­va­len­te erzeugt und damit etwa die Hälf­te des uns zuste­hen­den Treib­haus­gas­bud­gets für die­ses Jahr ver­braucht. Das Ergeb­nis eines CO2-Fuß­ab­druck-Rech­ners zeigt außer­dem, dass wir auch über das rest­li­che Jahr den welt­wei­ten Durch­schnitts­wert von 6 Ton­nen über­schrei­ten, obwohl wir unse­res Erach­tens viel Wert auf Nach­hal­tig­keit legen. Erschreckend!

Das Richtige tun

Irgend­wo in Ita­li­en. Ein male­ri­sches Städt­chen am Meer. Umge­ben von idyl­li­scher Natur. Ruhe. Fla­nie­ren. Ent­de­cken. Im Son­nen­un­ter­gang fährt ein Fischer mit sei­nem klei­nen Boot in den Hafen ein. Das Restau­rant mit Pan­ora­ma­blick ist über ver­win­kel­te stei­ner­ne Trep­pen zu errei­chen. Der Wein schmeckt voll­mun­dig. Jeder Bis­sen der typi­schen Pas­ta der Regi­on ist ein Genuss. Die Zeit ver­fliegt in guter Gesell­schaft. Noch ein Getränk oder neh­men wir den nächs­ten Zug? In ein paar Metern zum Bahn­steig. In ein paar Minu­ten im nächs­ten Ort. Erfüllt fal­len wir in unser Bett und lau­schen den Geräu­schen der Nacht. Bis Rea­li­tät und Traum verschwimmen.

Ohne den Pro­test der Ein­hei­mi­schen und ohne den Schutz­sta­tus als Welt­kul­tur­er­be hät­te die ligu­ri­sche Regi­on Cin­que Terre heu­te ver­mut­lich eine Küs­ten­stra­ße und die Land­schaft wäre von Hotel­kom­ple­xen gezeich­net. So wie vie­le Orte der Welt. Aber die Ligu­rer haben sich für die Bahn ent­schie­den, den Ein­schrän­kun­gen zum Trotz und gegen den Indi­vi­du­al­ver­kehr mit all sei­nen Fol­gen. Das Leben ohne Auto funk­tio­niert und sorgt für Lebens­qua­li­tät und Anzie­hungs­kraft für vie­le Inter­es­sier­te, die sich nach Orten wie die­sen sehnen. 

“Wer sich für das Rich­ti­ge ein­setzt, tut das nicht, weil er glaubt, es wird funk­tio­nie­ren. Er tut es, weil es das Rich­ti­ge ist. Ethi­sches Han­deln muss nicht ska­lier­bar sein, um ethisch zu sein. ”

Wie gestal­test du dei­ne Rei­sen mög­lichst kli­ma­freund­lich? Oder bleibst des­halb sogar zu Hau­se? Wie hat dir die­ser Text gefal­len? Brauchst du Tipps für dei­ne Rei­se­pla­nung oder hast wel­che für uns? Schreib uns ger­ne unter: hello@damnit-ev.de 

Du planst gera­de dei­ne eige­ne Rei­se? Dann wirf mal einen Blick auf den CO2-Rech­ner von Quarks oder mach den Umwelt­Mo­bilCh­eck der Deut­schen Bahn.

Quellen

Nied­ri­ger Ener­gie­ver­brauch? Die Schie­ne kann’s – Alli­anz pro Schiene

Daten und Fak­ten zum Ener­gie­ver­brauch des Schie­nen­ver­kehrs – Forschungs-Informations-System

Umwelt­freund­lich mobil! – Umweltbundesamt

CO2-Rech­ner für Auto, Flug­zeug und Co – Quarks

Öko­lo­gi­sche Bewer­tung von Ver­kehrs­ar­ten – Umweltbundesamt

Wel­ches Ver­kehrs­mit­tel spart Ener­gie? – Vattenfall

Emma-Mærsk-Klas­se – Wikipedia

MS-Crui­se Roma – Wikipedia

CO₂-Emis­sio­nen pro Kilo­watt­stun­de Strom stie­gen in 2022 — Umweltbundesamt

Ger­ma­ny: Ener­gy Coun­try Pro­fi­le – OurWorldInData

Ener­gy-Charts – Fraun­ho­fer Institut

Rail and water­bor­ne — best for low-car­bon moto­ri­sed trans­port – Euro­pean Envi­ron­ment Agency

Train or Pla­ne? – Euro­pean Envi­ron­ment Agency

Deut­sche Bahn kas­siert umstrit­te­ne Umsatz­mie­ten für Wind- und Solar­parks offen­bar wie­der ein –Spie­gel

Ver­kehrs­wen­de mit Ver­spä­tung – ZDF heute

Anteil erneu­er­ba­rer Ener­gien* im Bahn­strom­mix der Deut­sche Bahn AG im Zeit­raum der Jah­re 2013 bis 2022 – Statista

Ent­wick­lung der Gesamt­län­ge des Auto­bahn­net­zes – Statista

Wie grün ist die Bahn wirk­lich? – Tagesschau

25 Jah­re Bahn­re­form: eine Erfolgs­ge­schich­te — Die Anstalt/ZDF Satire/Youtube

Abschied vom Feu­er – Spiegel

Der Ver­bren­ner stribt, ob die FDP will oder nicht – Spiegel

Lega­cy auto faces dis­as­ter in Chi­na with unsellable cars as pol­lu­ti­on crunch looms – The Driven

Markt­über­sicht: Die­se Elek­tro­au­tos gibt es aktu­ell zu kau­fen – ADAC

Stren­ge­re EU-Abgas­re­geln dro­hen zu schei­tern –Han­dels­blatt

Fact Sheet: Metal­le für die Ener­gie­wen­de – Power Shift

12 The­sen – Ago­ra Verkehrswende

Zukunft des Flie­gens – Helmholtz

Luft­fahrt — den Luft­ver­kehr von mor­gen gestal­ten – Helmholtz

Der glo­ba­le Luft­ver­kehr trägt 3,5 Pro­zent zur Kli­ma­er­wär­mung bei – DLR

Kli­ma­aus­wir­kun­gen von Wol­ken aus Flug­zeug­kon­dens­strei­fen kön­nen sich bis 2050 ver­drei­fa­chen – DLR

Neue Akku-Tech­no­lo­gie: Chi­na bringt Super-Zel­le – Auto Motor Sport

Welt­wei­ter Luft­ver­kehr steigt in den nächs­ten 20 Jah­ren um rund 3,7 Pro­zent jähr­lich – DLR

Die­se Sub­ven­tio­nen scha­den dem Kli­ma – Zeit

Eine CO2-Ober­gren­ze pro Kopf? So könn­te das gehen – Per­spec­ti­ve Daily

Beim Kon­sum anset­zen – taz

Por­to­ve­ne­re, Cin­que Terre, and the Islands (Pal­ma­ria, Tino and Tinet­to) — World Heri­ta­ge Convention

Cin­que Terre Höhen­stra­ße (548 m) — Quaeldich